Der Westwall war eines der Großbauprojekte des Dritten Reiches. Im Jahre 1938 wurde mit dem Bau begonnen. Ab Mai 1938 entstand dann, unter dem Druck des heraufziehenden Krieges, eine hastig und unter gewaltigem Aufwand errichtete Befestigungslinie entlang der Westgrenze. Der Westwall stellte eine Verteidigungs- und Ausgangslinie dar und sollte vor allem abschreckend wirken (Propaganda). Die Westwall-Propaganda verfehlte ihr Ziel nicht. Als die militärisch stark überlegenen alliierten Truppen Ende 1944 angriffen, waren sie zaghaft und übertrieben Vorsichtig. Anfang 1945 jedoch fiel der Westwall auf breiter Front und der Weg ins Reichsinnere war frei.
Die Sprengkommandos der Alliierten begannen ab 1946 mit der systematischen Beseitigung der Westbefestigungen.
(aus: Bettinger, D. R.; Hansen, H.-J.; Lois, D. Der Westwall von Kleve bis Basel)
Die Bauprogramme
Bis zum 1. Mai 1940 wurden über 17000 Bunker und ca. 260 km Kampfwagenhindernisse von Kleve bis Basel errichtet. Außerdem entstanden dichte Drahthindernisse, Minenfelder, Straßensperren, Flussstauungen und andere Geländeverstärkungen. Der Bau des Westwalls erfolgte nach verschiedenen Vorstellungen und Vorgaben, die sich von 1936-1939 in Bezug auf Umfang und Ausmaß der Linie weiterentwickelten.
Das Pionierprogramm (1936 bis 28. Mai 1938):
Um überhaupt die Westgrenze befestigen zu können musste erst im Jahre 1936 das entmilitarisierte Rheinland besetzt werden. 1936 wurde mit dem Bau von ersten Anlagen entlang der französischen Grenze begonnen. Bis Ende 1937 bauten die Festungspioniere insgesamt 430 Bauwerke von Irrel bis Basel.
(aus: Hansen, H.-J. (Hrsg.): Auf den Spuren des Westwalls)
Am 9.3.1938 genehmigte Hitler den Bau der Befestigungen entlang der niederländischen, belgischen und luxemburgischen Grenzen. Am 7.4.1938 folgte der Befehl zum Bau einer Verteidigungslinie von Brüggen im Norden bis Ormont in der Eifel. Der Bau dieser Verteidigungslinie lief unter dem Namen „Befestigungen am “Niederrhein“ oder auch „Pionierprogramm 38“. Die Linie bestand vor allem aus einer feldmässig ausgebauten Hauptkampflinie, verstärkt durch Bunker an besonders gefährdeten Stellen. Ab Ende 1936 bis 1938 wurden Regelbauten in der Wandstärke B1 = 1 m, die Deckenstärke betrug ca. 80 cm, errichtet. Um die 65 verschiedene Regelbautypen entstanden. Die relativ leichten Bunker des Pionierprogramms waren kaum in der Lage einem längeren Artilleriebeschuss standzuhalten. Deshalb waren sie mit einer möglichst grossen Zahl von Abwehrwaffen ausgerüstet um eine möglichst abschreckende Wirkung zu erzielen. Das Pionierprogramm war zuerst bis 1942, dann bis 1948 und schlussendlich bis 1952 geplant.
(aus: Hansen, H.-J. (Hrsg.): Auf den Spuren des Westwalls)
Das Limesprogramm (28. Mai 1938 bis Januar 1939):
Am 28.5.1938 platzte Hitlers Befehl zum „beschleunigten Ausbau der Westbefestigungen“ in das laufende Pionierprogramm. Das sogenannte „Limesprogramm“ löste das Pionierprogramm ab. Im Rahmen des Limesprogramms sollten innerhalb von 4 Monaten (d.h. bis zum 1.10.1938) 11800 Bunker fertiggestellt werden. Die Heeresgruppe 2 übernahm das Kommando des Limesprogramms. Ihr unterstanden die Festungspioniere, der Reichsarbeitsdienst (RAD) und die Organisation Todt (OT). Die Wandstärke der Bunker des Limesprogramms betrug 1,50 m, doch bereits im Dezember 1938 befahl Hitler die Erhöhung der Wandstärke auf 2,00 m. Am 2.6.1938 lagen 11 neue Bautypen für das Programm vor. Bereits Anfang August 1938 konnte auf 44 Regelbautypen zurückgegriffen werden.
Hitlers Ziel wurde allerdings nicht erreicht. Bis Ende 1938 waren 945 Bunker fertiggestellt. Von den 10024 Anlagen, die sich noch im Bau befanden, waren 8274 fertig betoniert und 4914 konnten behelfsmässig verteidgt werden.
(aus: Hansen, H.-J. (Hrsg.): Auf den Spuren des Westwalls)
Das Aachen-Saar-Programm (ab Januar 1939):
Die Städte Aachen und Saarbrücken wurden, Anfang 1939, wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung in die Befestigung einbezogen. Die Wandstärke der Bunker des Aachen-Saar-Programms betrug 2,00 m. In diesen Bunkern war jedoch mehr Platz für Besatzung, Munition und Verpflegung.
(aus: Hansen, H.-J. (Hrsg.): Auf den Spuren des Westwalls)